Im alten Griechenland floss Wein gewohnheitsmäßig in Strömen, schließlich gab es mit Dionysos sogar einen eigenen Gott, der für den Rebensaft zuständig war. Wenn es darum ging, das Aroma eines edlen Tropfens zu beschreiben, traten die Weinverkoster auf den Plan, denen dazu etwa hundert Begriffe zur Verfügung standen. Und auch heute noch sorgen Weinkritiker und Sommeliers mit ihrer Fachsprache bei Laien gelegentlich für Verwunderung und einige ratlose Blicke. Beim Kaffee geht es ähnlich elitär zu, freilich nur, um dem Kunden allerhöchste Genusserlebnisse zu bieten.
Seit 2010 findet in Regensburg einmal im Jahr der Kaffee- und Espresso-Wettbewerb der Deutschen Röstergilde statt. Fünf Branchen-Profis verkosten meisterhafte Kaffee-Kreationen von Profi-Röstern und schlürfen und spucken, was das Zeug hält. Denn nur so geht es: Der Kaffee wird mit einem charakteristischen Zischlaut in den Mund gezogen und dort herumgerollt, bis sich das Aroma frei entfaltet. Dann wird der Kaffee wieder ausgespuckt und weiter geht's zur nächsten Tasse. Wenn es ein Produkt in den Mund solch einer Kaffee-Koryphäe schafft, kann man getrost davon ausgehen, dass es sich um eine Spitzen-Röstung handelt.
Doch selbst unter Spitzen-Röstungen gibt es noch Abstufungen, auch wenn die für sensorisch Ungeübte kaum wahrnehmbar sind. Zeit also, um distinguierte Experten auf den Plan zu rufen. Beim diesjährigen Wettbewerb jedenfalls haben Yildirim Besir und Roland Albrecht mit ihrem 'Espresso Classico" und 'Quality Blend' abgeräumt und Gold gewonnen. Die beiden Röstmeister arbeiten für die Zurheide Kaffeerösterei in Düsseldorf und kennen sich aus mit den Bedürfnissen edler Hochlandbohnen. Bewertet wurden Crema und Bouquet, Aroma und Reinheit, Harmonie und Nachgeschmack. Und der ist bei beiden Produkten eines ganz sicher nicht: bitter.