Exotische Gewürze

Wie Pfeffer und Chili an den Braten kamen

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Gewürze als Statussymbol: die Macht der ?Pfeffersäcke?

Gewürze sind den Menschen schon seit Jahrtausenden bekannt. Bereits in der Steinzeit wurde der Mammutbraten mit Kümmel gewürzt, und auch die alten Ägypter verwendeten Gewürze neben der Verfeinerung von Speisen als Heilmittel und zur Einbalsamierung ihrer Toten. Richtig los ging das Hauen und Stechen jedoch erst im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, als Pfeffer und Chili sozusagen an den heimischen Braten kamen.

Ohne Zweifel kann man sagen, dass Gewürze zu dieser Zeit eine ähnliche Rolle spielten, wie heute etwa das Erdöl. Mit Gewürzen, vor allem dem Pfeffer, konnten astronomische Gewinne erzielt werden, da die Nachfrage groß war und sich nur die Aristokratie und sehr reiche Bürger die appetitanregenden Geschmacksverstärker leisten konnten. So wird berichtet, dass Pfeffer, der mittlerweile zu einem Statussymbol geworden war, zeitweilig in Gold aufgewogen wurde. Ein wirklich vornehmer Haushalt hatte immer einen immens hohen Verbrauch an Gewürzen zu verzeichnen, sodass beispielsweise bei der Hochzeitsfeier des Herzogs Karl von Burgund im Jahre 1468 in Brügge allein 190 kg Pfeffer verbraucht wurden, um die vielfältigen Speisen zu verfeinern.

Exotische Gewürze waren demnach jahrhundertelang sehr viel teurer als die Nahrungsmittel selbst. Die hohen Preise entstanden, weil die kostbaren Würzmittel unter schwersten Bedingungen mit Kamelkarawanen über die bekannte Seidenstraße von Asien nach Europa transportiert werden mussten. Der italienische Stadtstaat Venedig hatte im Mittelalter auf Grund seiner geographischen Lage das Handelsmonopol inne, und die Gewinnspannen der Gewürzhändler, die man auch abfällig ?Pfeffersäcke? nannte, waren exorbitant hoch.

Dies änderte sich jedoch mit der Umseglung des Kaps der Guten Hoffnung durch den portugiesischen Seefahrer Vasco da Gama im Jahre 1498. Der neue Seeweg zu den Gewürzländern und speziell nach Indien sicherte Lissabon eine Vormachtstellung gegenüber Venedig, da durch die Entdeckung der sogenannten ?Gewürzroute? auch die Preise purzelten. Um jedoch weiterhin hohe Gewinne mit dem Handel von Gewürzen zu erzielen, wurden ganze Schiffsladungen im Meer versenkt und große Vorräte einfach verbrannt.

Im 16. und 17. Jahrhundert bekam Portugal Konkurrenz: Holland und England, beides große Seefahrernationen, machten sich selber zu den Gewürzparadiesen auf, um nicht mehr vom portugiesischen Preisdiktat abhängig zu sein. Lissabon wurde von Amsterdam abgelöst. Die Holländer bemächtigten sich großer Teile des heutigen Indonesiens, ?wo der Pfeffer wächst?. In den Niederlanden dürfte auch der abfällige Begriff von den Pfeffersäcken (?peperzak?) aufgekommen sein, die sich hochherrschaftliche Häuser an die Grachten bauen ließen. Die Spanier ließen sich erstaunlicherweise den Gewürzhandel entgleiten, sie waren auf Gold fixiert. Immerhin hatte Christoph Kolumbus die Paprika-Pflanzen in Südamerika entdeckt, aus denen der Chili gewonnen wird. Die Pflanzen verbreiteten sich in ganz Europa und nicht zuletzt in Asien. Chili ist aus der indischen und indonesischen Küche nicht wegzudenken, sodass man fälschlicherweise glaubt, es mit einem typisch asiatischen Gewürz zu tun zu haben.

Typisch ist nur, dass Inder, Indonesier und Philippinos reichlich Chili in die Speisen mischen und Europäer höflicherweise fragen ?Do you like it hot??, was soviel heißt wie ?Mögen Sie es scharf gewürzt?? Wer die Frage missversteht, darf sich nicht wundern, wenn ihm bei Essen die Tränen kommen.

Je mehr Nationen sich am Gewürzhandel beteiligten, desto weniger kostbar wurde das Handelsgut. So war es nicht verwunderlich, dass die Nachfrage nach Nelken, Muskat, Kurkuma, Pfeffer, Zimt, Safran und Kardamom seit Mitte des 18. Jahrhunderts abnahm. Stattdessen verlangte die heimische Bevölkerung jetzt nach Genussmitteln wie Kaffee, Kakao, Tee und Tabak.

Die Niederländer hatten sich in Indonesien breit gemacht, die Briten in Indien. Beide Nationen saßen sozusagen direkt an der Gewürzmühle. Und die Deutschen? Das damalige Deutsche Reich wurde erst sehr spät zu einer (kleinen) Kolonialmacht. Immerhin konnte man sich die Insel Sansibar einverleiben, wo Nelken in riesigen Plantagen angebaut werden. Die Insel tauschte man 1890 gegen Helgoland ein, das damals britisch war. Der als ?Säbelrassler? in die Geschichte eingegangene Kaiser Wilhelm II. ließ die Insel zu einem Marinestützpunkt ausbauen. Die Helgoländer selbst wurden nie befragt.

Heute sind Gewürze längst keine Statussymbole mehr. Niemand käme mehr auf die Idee, Gewürze als Bargeld zu benutzen oder sich die Gunst seiner Herzensdame mit etwas Zimt zu erkaufen. Der Gebrauch von verschiedenen Gewürzen zum Verfeinern von Speisen oder auf Grund ihrer Heilwirkung ist für uns selbstverständlich geworden ? Gewürze sind für jeden erschwinglich. Und doch ist es der Pfeffer, der nach wie vor am beliebtesten ist: Von den etwa 200 g, die jeder Deutsche jährlich an Gewürzen konsumiert, nimmt der Pfeffer mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von fast 60 g die Spitzenstellung ein. Wie beim Wein oder Olivenöl gibt es besondere Genießer, die sich unter 20 Pfefferarten auskennen. Dazu zählt Spitzenkoch Alfons Schuhbeck, der ein Kochbuch mit dem Titel ?Meine Küche der Gewürze? geschrieben hat und der geradezu verklärte Augen bekommt, wenn er die Besonderheiten eines Kubeben-Pfeffers erklärt.

Foto(s): © Peter Bast / pixelio.de

© Uschi Dreiucker / pixelio.de

 

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