Genuss mit Rumkugeln
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Zum Rumkugeln: der Streit um die Mozartkugel

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Mozart ist tot. Lang lebe Mozart! Rund 50 Jahre nach dem Tod des Musikgenies begannen die Stadtväter von Mozarts Geburtsstadt Salzburg mit der Vermarktung ihrer Kultfigur. Mit welchen Artikeln dies geschah, spielte eher eine untergeordnete Rolle. Hauptsache war, dass der Name 'Mozart' auf der Verpackung stand. Mozart selber hätte sich sicherlich über so manche Kreation gewundert, aber er konnte sich der wachsenden Produktflut ja bekanntlich nicht mehr erwehren. Hinter einem so klangvollen Namen wie 'Mozartcreme' verbarg sich nicht etwa eine leckere Torte, sondern ein Schuhputzmittel.

Rechtsstreit um die Mozartkugel

Auch der seit 1884 in Salzburg ansässige Konditormeister Paul Fürst wollte von der Bekanntheit Mozarts profitieren und erfand im Jahre 1890 das sogenannte 'Mozartbonbon' - eine aufwendig in Handarbeit hergestellte kugelrunde Praline mit einer leckeren Marzipanfüllung. Im Jahre 1905 präsentierte Fürst seine mittlerweile als 'Mozartkugel' bekannt gewordene Kreation auf der Pariser Weltausstellung und bekam auch prompt die Goldmedaille! Dieser Erfolg und die hohen Verkaufszahlen lockten kurze Zeit später die ersten Nachahmer an. Diese hatten zunächst keinerlei Konsequenzen zu befürchten, da der Konditormeister versäumt hatte, sein Produkt und die Verpackung schützen zu lassen. Kugelkopierer überfluteten binnen kürzester Zeit den Markt mit industriell hergestellten Mozartkugeln und bald schon hatte der ahnungslose Salzburg-Reisende im Kugel-Dschungel völlig die Orientierung verloren. Damit nicht genug, dass es in Österreich unzählige Nachahmungstäter gab, nein, man musste sich jetzt auch noch mit Herstellern aus dem benachbarten Deutschland herumschlagen, die schnell und guten Gewissens auf den Kugel-Express aufgesprungen waren - schließlich war Mozart selbst doch ein deutsches Erzeugnis, denn sein Vater stammte aus Augsburg.

Die Nachkommen von Paul Fürst empfanden diese Nestbeschmutzung schließlich als reine Zumutung und schickten eine Armee von Anwälten in den Kugelhagel. Bei dem angestrengten Rechtsstreit ging es nicht um das Rezept der Praline, sondern einzig und allein um den Namen. Wer durfte seine Mozartkugel mit Adjektiven wie 'echte', 'original' und 'Salzburger' versehen, und welches Konterfei von Mozart durfte die Verpackung zieren? Ein jahrelanger Rechtsstreit war die Folge, den letztlich wohl nur die beteiligten Anwälte zum Rumkugeln fanden, da der lange Prozess ihre Taschen reichlich gefüllt haben müsste.

Das Original setzt sich durch

Doch jeder Prozess kommt einmal zu einem Ende, und so auch dieser. Siegreich ging schließlich der Familienbetrieb Fürst hervor, jener Betrieb der die Kugel auch erfunden hatte und bis auf den heutigen Tag in Handarbeit produziert. Nur dessen Kugeln durften sich seitdem offiziell als „Original Salzburger Mozartkugel“ bezeichnen lassen. So muss für den Zusatz 'original' laut Urteil die Verbindung einer Ware mit einem bestimmten Ort, einer bestimmten Region, einer bestimmten Rezeptur, einer bestimmten Herstellungsweise oder einem bestimmten Unternehmen gegeben sein.

Die Firma Mirabell aus Grödig bei Salzburg hingegen muss sich nun mit dem Namen 'Echte Salzburger Mozartkugel' begnügen. Und der in Bad Reichenhall ansässige bayerische Anbieter Reber muss seinen Produkten fortan die Bezeichnung 'Echte Reber Mozartkugel' geben. Da half auch nicht die Tatsache, dass Bad Reichenhall dicht an der Salzburger Stadtgrenze liegt und dass Salzburg irgendwann einmal königlich-bayrisch war. Zwischen den beiden 'Verlierern' kam es trotzdem zu einem erneuten Rechtsstreit. Anfang der 80er Jahre wollten österreichische Regierungsbeamte sogar ein Abkommen erwirken, das nur österreichische Produzenten zur Herstellung und zum weltweiten Export von Mozartkugeln berechtigen sollte.

Kugeln nur von Mirabell

Reber konnte erfolgreich dagegen protestieren, musste aber hinnehmen, dass unter allen industriell hergestellten Mozartkugeln nur die der Firma Mirabell rund sein dürfen - alle anderen müssen eine abgeflachte Stelle aufweisen. Nun spielen aber in Deutschland die Kugeln der österreichischen Firmen Fürst und Mirabell nur eine Nebenrolle, trotz ihrer „original“ runden Form. Bei einem Marktanteil von 90 Prozent allein in Deutschland kann es Reber aus Bayern locker verschmerzen, dass seine Mozartkugel keine runde Sache mehr ist. Dem Verbraucher ist es vermutlich gleichgültig, ob er nun 'original' oder 'echte' aus Österreich oder 'echte Reber-Mozartkugeln' aus Bayern genießt. Hauptsache der Geschmack stimmt!

 

 

 

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